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MACH MAL PLATZ – Mehr Aufenthaltsqualität für Aachen

„Nachbarschaft ist kein Ort; es ist eine Haltung“ (David Sim, Soft City, 2019). Besser könnte die gedankliche Leitlinie für das gemeinsame Entwurfsprojekt des Lehrstuhls und Instituts für Städtebau der RWTH Aachen und der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg der Handwerkskammer Aachen nicht beschrieben werden.

Die Realität sieht häufig so aus: Unsere Städte werden dichter und der öffentliche Raum ist in vielfacher Hinsicht vernachlässigt worden. Das hat Auswirkungen – gerade auch auf die Aufenthaltsqualität von Plätzen. Die Gestaltung öffentlicher Räume ist „in die Jahre“ gekommen und pflegebedürftig. Heute wächst wieder die Erkenntnis, dass der öffentliche Raum – und insbesondere die Plätze – die Visitenkarte einer jeden Stadt und der Dreh- und Angelpunkt des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft sind.

Seit März 2020 haben insgesamt 30 Studierende an den beiden Institutionen unter der Leitung von Dipl.-Ing Universitätsprofessorin Christa Reicher und Dipl. Designerin und Dozentin Patricia Yasmine Graf (Lehrstuhl und Institut für Städtebau) sowie Dozentin Lies-Marie Hoffmann M.A. (Akademie für Handwerksdesign) am Beispiel des Augustinerplatzes in Aachens Stadtmitte und des Talbotparkplatzes zwischen dem Seminargebäude der RWTH, dem Institut für Elektrische Maschinen (IEM) und dem Aerodynamischen Institut konzeptionelle und gestalterische Vorschläge zur Umgestaltung dieser Plätze erarbeitet, mit dem Ziel eine höheren Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Die Entwurfsarbeiten geben Antworten auf die Fragestellung, wie gemeinschaftliche Aktivitäten auf den Plätzen gefördert werden können und welche Gestaltung die Kommunikation und die Begegnung von Menschen unterstützt. Dabei soll mit möglichst geringen Mitteln ein großer Effekt im Hinblick auf neue Qualitäten erzielt werden. Die angehenden Architekten, jungen Designer- & HandwerkerInnen erstellten hierzu allein oder im Team entweder für den Augustinerplatz oder den Talbotparkplatz einen Entwurf.

Der Augustinerplatz an der Schnittstelle zwischen dem Kármán Auditorium der RWTH Aachen und der Aachener Altstadt kann die Funktion eines zentralen Scharniers übernehmen. Derzeit fungiert dieser Platz eher als Durchgangsraum. Die vorhandene Brunnenanlage und die Zonierung des Raumes verstärken diesen Charakter.

Der überwiegend von Hochschulbediensteten genutzte Talbot-Parkplatz, im Innenbereich zwischen Schinkelstraße und Wüllnerstraße gelegen, könnte als öffentlicher Raum ohne parkende Autos eine neue Qualität im Kernbereich der RWTH Aachen entfalten. Wichtige Themen bei der Ideenfindung zur Umgestaltung der Plätze waren der aktuelle Klimawandel und die Verkehrswende und der damit verbundene Wunsch mehr Stadtgrün und autofreie Zonen zu erschaffen. Daran haben sich die Studierenden versucht.

Herausgekommen sind dabei 16 verschiedene Konzepte: z.B. ein Boule-Sandplatz, oder auch ein Eventbereich mit kleiner Kulturbühne. Einige Ideen greifen geschickt den Untergrund und den Höhenunterschied, sowie das bestehende Raster des Augustinerplatzes auf. Entstanden sind außerdem Entwürfe, die mit dem Thema Wasser spielen oder auch verschiedene überdachte Bereiche als „Marktplatz des Austausches“ etablieren wollen. Organische Formen, hängende Gartenelemente, Beete statt Beton und viele Sitzgelegenheiten sowohl im Freien, als auch überdacht oder in kleinen Nischen. Sandkästen und Kinderspielflächen aber auch Veranstaltungen wie Kino und Kultur sollen mehr Raum erhalten. Entwickelt wurde dabei auch ein Gesellschaftspiel mit dem Titel „Spiel mit Augustine“, welches als Diskussionsgrundlage für die Umgestaltung von öffentlichem Raum genutzt werden kann.

Anfang September 2020 wurden die Ergebnisse des Kooperationsprojektes erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt, in Form von großen Plots und Modellen im Maßstab 1:100 wurden sie in der Unterführung am Audimax (Turmstraße/Ecke Wüllnerstraße) präsentiert. Für einen Tag lang waren alle interessierten Anwohner- und BürgerInnen herzlich dazu eingeladen die Entwürfe zu betrachten und mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren. Christa Reicher, Patricia Yasmine Graf und Lies-Marie Hoffmann sind überzeugt: Das gemeinsame Projekt „Mach mal Platz!“ hat nicht nur ihre jeweiligen Studierenden in ihrer Entwicklung weitergebracht. Es wird auch die Diskussion bei Entscheidern in Stadtverwaltung und Politik über die Aufenthaltsqualität von Plätzen befördern. Die Initiatorinnen sind sich einig, die erfolgreiche Kooperation soll weitergeführt werden.

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